Mike Tyson gegen Jake Paul: Warum Netflix sich mit dem Boxkampf blamiert hat
11/16/2024 05:55 AM
Im Vorfeld hatte Netflix den Kampf zwischen Mike Tyson und Jake Paul als Spektakel inszeniert. Doch plötzlich schauten Millionen Fans in die Röhre. Der Streaminggigant hat einen Blick für das Geld – aber nicht für seine Nutzer. Netflix entlarvt sich selbst: Auf seinem deutschen X-Kanal veröffentlichte der Streamingdienst in der Nacht zu Samstag in den frühen Morgenstunden noch einen letzten Teaser zum anstehenden Comeback von Box-Legende Mike Tyson gegen den Influencer Jake Paul . "Einschalten und keinen Schlag verpassen – der Fight der Giganten ist JETZT LIVE auf Netflix", hieß es in dem kurzen, mit einem Werbevideo der beiden Kontrahenten veröffentlichten Beitrag. Tyson-Comeback : Darum biss "Iron Mike" andauernd in seinen Handschuh Die Ironie der Sache: Genau das Gegenteil war bei Millionen Abonnenten der Fall – weltweit. Wer einschaltete, verpasste am Ende jeden Schlag des Duells. Bereits bei den Vorkämpfen beklagten viele Fans bereits Probleme mit ihrem Stream. Als dann gegen 5.30 Uhr deutscher Zeit das Hauptduell losging, gab es gar nichts mehr zu sehen. Das Motto: Fehlercodes statt Faustschläge. Eine Blamage der ersten Güteklasse für Netflix, nach wie vor eigentlich ein Gigant unter den Streamingdiensten. Doch das heraufbeschworene Spektakel, das den Anhängern über Wochen mit allerlei Brimborium wie zuletzt einer Doku schmackhaft gemacht worden war, wurde kolossal in den Sand gesetzt. Zum Frust und zur Enttäuschung derjenigen, denen der Kampf wirklich etwas bedeutete. Sie dürfen sich jetzt nicht als Augenzeugen begreifen Denn klar ist zunächst einmal: Das Duell zwischen Tyson und Paul war nichts weiter als eine mit Millionen an US-Dollar aufgeblasene Showeinlage, ein hochstilisiertes Kabinettstückchen, das den beiden Kämpfenden aberwitzige Summen in die eigenen Taschen spülte – und auch Netflix wollte von dem Werbeeffekt dieses Events finanziell kräftig profitieren. Dass offenbar etliche Box-Sympathisanten vor ihren Endgeräten dieses sportlich kaum relevante und daher viel zu teuer verkaufte Theaterstück nicht sehen konnten, sollte sie im Nachgang eigentlich glücklich stimmen. Doch für viele von ihnen dürfte bei diesem Fight von Beginn an nicht die sportliche Komponente der entscheidende Faktor fürs Einschalten gewesen sein, sondern schlichtweg die Möglichkeit, Mike Tyson wieder im Ring zu sehen. Der jüngste Schwergewichtsweltmeister der Geschichte, der ohrenabbeißende Skandalboxer , er wollte es mit satten 58 Jahren noch einmal wissen – gegen einen 31 Jahre jüngeren Kontrahenten. Für Box-Fanatiker überall auf der Welt galt: Das will man – ob Show oder nicht – einfach gesehen haben. Kommunikativ die unterste Schublade Diese Chance wurde vielen Fans nun genommen. Sie dürfen sich selbst nicht als Augenzeugen des Tyson-Comebacks begreifen, weil Netflix, ein milliardenschweres Unternehmen, den Nutzeranforderungen an die Übertragung eines solchen Events offenbar nicht gewachsen war. Beim Gedanken daran, dass sich die Firmenbosse ob der gewaltigen Geldeinnahmen dennoch die Hände reiben, treibt es einem die Schamesröte ins Gesicht. Der eigentlich so beliebte Streamingdienst gibt im Umgang mit seinen Abonnenten ein fatales Bild ab – und das nicht nur während des Kampfs. Kommunikativ greift Netflix in den Stunden nach der Show nämlich ebenfalls in die unterste Schublade. Ein Statement gab es zu den zahlreichen Störungen bisher noch nicht. Auch das ist hochnotpeinlich und hinterlässt ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Für zahlreiche Box-Fans ist es der nächste heftige Tiefschlag, denn eine zeitnahe Entschuldigung wäre nach dieser Pannenshow das Mindeste gewesen.